Barrierefreie Wohnungen: Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent
Immobilienwissen DE Barrierefreiheit

Der demografische Wandel in Deutschland verändert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch den Immobilienmarkt nachhaltig. Eine aktuelle Auswertung von ImmoScout24 zeigt: Barrierefreie Eigentumswohnungen erzielen Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent gegenüber herkömmlichen Immobilien. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen in den letzten zehn Jahren stark gestiegen.
Hohe Nachfragesteigerung trifft auf knappes Angebot
Während die Nachfrage nach barrierefreien Mietwohnungen um 75 Prozent und nach entsprechenden Eigentumswohnungen um 14 Prozent innerhalb von zehn Jahren gestiegen ist, hinkt das Angebot deutlich hinterher. Nur 11 Prozent aller Mietwohnungen und 18 Prozent der Eigentumswohnungen, die aktuell angeboten werden, sind barrierefrei ausgestattet.
Diese klassische Angebots-Nachfrage-Schere führt zu erheblichen Preissteigerungen, so beträgt der Preisaufschlag für barrierefreie Eigentumswohnungen in 2025 + 30 %, für Mietwohnungen + 19 %.
Warum barrierefreie Immobilien Premiumpreise erzielen
Der hohe Preisaufschlag hat mehrere Ursachen, die den Immobilienwert nachhaltig beeinflussen:
- Begrenzte Verfügbarkeit schafft Marktwert
Das Angebot an barrierefreien Wohnungen ist strukturell knapp, diese sind zudem aufgrund höherer Baukosten bei Neubau und Sanierung überwiegend im gehobenen Preissegment angesiedelt. Gleichzeitig benötigen nicht nur die 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer in Deutschland entsprechenden Wohnraum, sondern auch Senioren und generell Menschen mit eingeschränkter Mobilität. - Zielgruppe zahlt Komfortprämie
Barrierefreie Ausstattung wird zunehmend auch von Menschen ohne Mobilitätseinschränkungen als Komfortmerkmal geschätzt. Breite Türen, ebenerdige Duschen und schwellenlose Übergänge erhöhen den Wohnkomfort für alle Altersgruppen. - Zukunftssicherheit rechtfertigt Mehrpreis
In einer alternden Gesellschaft investieren auch vorausschauende Käufer in barrierefreie Immobilien, um für das Alter gerüstet zu sein oder die spätere Vermarktbarkeit zu sichern. - Rechtliche Entwicklung stützt Marktwert
Seit 2011 müssen Neubauten gemäß DIN 18040 in vielen Bereichen grundsätzlich barrierefrei errichtet werden. Diese regulatorische Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung der Barrierefreiheit und macht entsprechend ausgestattete Bestandsimmobilien zu zukunftssicheren Investments.
Warum sich der Aufwärtstrend fortsetzt
Mehrere Faktoren sprechen für eine weiterhin steigende Nachfrage:
- Demografischer Wandel: Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung steigt kontinuierlich.
- Gestiegenes Qualitätsbewusstsein: Barrierefreiheit gilt zunehmend als Standard moderner Wohnqualität.
- Förderkulissen: Vielfältige Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen können Modernisierungen attraktiver machen.
Barrierefreiheit als etablierter Wertfaktor
Barrierefreie Wohnungen haben sich von einer Nischenlösung zu einem Premium-Marktsegment entwickelt. In der neuen ImmoWertV (seit 01.01.2022) wurde Barrierefreiheit erstmals explizit als Merkmal bebauter Grundstücke aufgenommen – ein deutliches Signal für die gestiegene bewertungsrechtliche Relevanz.
Die Kombination aus demografischem Wandel, knappem Angebot und steigender Nachfrage macht barrierefreie Immobilien zu einer der stabilsten Wachstumskategorien im deutschen Immobilienmarkt. Allerdings hängt der konkrete Einfluss auf den Immobilienwert stark von der jeweiligen Marktsituation ab: In Hochschul- und Universitätsstädten mit jüngerer Zielgruppe wirkt sich fehlende Barrierefreiheit weniger wertmindernd aus als in Regionen mit überdurchschnittlich hohem Seniorenanteil.
Die Botschaft ist klar: Barrierefreiheit ist längst kein "Nice-to-have" mehr, sondern ein handfester Wertfaktor, den es zu erkennen, zu bewerten und zu vermarkten gilt.
Methodik
Ausgewertet wurden alle Angebote für Mietwohnungen und Eigentumswohnungen, die 2025 (bis einschließlich Mai) bei ImmoScout24 mit dem Hinweis “barrierefrei”, “seniorengerecht” oder “rollstuhlgerecht” angeboten wurden.
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