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„Wir lehren nicht nur, wie Immobilienbewertung geht, sondern auch, wie man Immobilienbewertung lebt!“



Zum zweiten Mal ist der Sachverständige Patrick Beier (Sachverstand mit Herz, Stade) im Rahmen des diesjährigen Jahreskongresses Immobilienbewertung zum Referenten des Jahres gewählt worden. Die Auszeichnung resultiert aus den Erhebungen sämtlicher Weiterbildungen, die Sprengnetter in 2021 durchgeführt hat. Wir haben Patrick Beier für Sie interviewt und wollten wissen: Was ist sein Erfolgsgeheimnis?

 


?️​❔​ Herr Beier, wie lange unterrichten Sie bereits parallel zu Ihrer Selbstständigkeit?

2017 habe ich mein erstes Seminar bei Sprengnetter gehalten. Angefangen habe ich mit den Grundlagen der Immobilienbewertung. Einige Zeit danach haben die Sprengnetter Akademie und ich den ImmoMediator konzipiert, der mittlerweile richtig gut besucht ist. Und jüngst haben Akademieleiter Marco Kaudel und ich den neuen Kurs zum DEKRA-Sachverständigen D1, kombiniert mit dem Sprengnetter Immobilienbewerter, ins Leben gerufen. Das DEKRA-Siegel halte ich in der öffentlichen Wahrnehmung für immens wichtig, das kennt jeder, beispielsweise durch sein Auto. Mit der Möglichkeit, das DEKRA-Siegel mit dem Sprengnetter-Know-how zu verknüpfen, haben wir einen Nerv getroffen. Seit ich referiere, habe ich noch nie vor so vielen Leuten gestanden. Und das macht richtig Spaß! 


?️​❔​ Was macht für Sie den Unterschied zwischen guten und Top-Referenten?

Das erste Mal wurde ich 2019 zum Referenten des Jahres gewählt. Was in meinen Augen den Unterschied macht in der Erwachsenenbildung: wenn man sich als Referent nicht als isolierte Einheit betrachtet, sondern als Teil der beginnenden Karriere eines anderen sieht. Das versuche ich, gemeinsam mit der Sprengnetter Akademie, täglich zu leben. Das bedeutet konkret: Wenn ich den Leuten von Anfang an einen Nutzen mit auf den Weg gebe und ihnen als Partner zur Seite stehe, dann zeige ich unseren Teilnehmenden von der ersten Stunde an, wie sie das ganze Geld wieder hereinbekommen, das sie investieren. Und zwar nicht erst in einem Jahr nach der hoffentlich bestandenen Abschlussprüfung, sondern direkt und unvermittelt. 

Die Sprengnetter Akademie und ich verstehen uns als Partner für die Karriereentwicklung unserer Kundinnen und Kunden. Das bedeutet wiederum für mich als Referent, Seminare anders als andere zu machen. An der Akademie lehren etliche tolle Referentinnen und Referenten, die dieses Prinzip leben.

Ich bin allen grauen Eminenzen extrem dankbar für meine Ausbildung. Aber mir ist es wichtig zu transportieren, dass ich für einen Bildungsanbieter lehre, der unfassbar viel Wert auf die Praxis legt. Die Theorie muss immer stimmen, aber die Theorie kann ich nur festigen, wenn ich ins TUN komme. Das TUN muss vom ersten Tag an im Mittelpunkt stehen.


?️​❔​ Was heißt das ganz konkret für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Das bedeutet, dass jeder Seminartag so ist, dass alle etwas davon haben. Zum Beispiel können die Teilnehmenden nach dem ersten Tag bereits unbebaute Grundstücke bewerten. Nach dem zweiten Tag sind sie dazu in der Lage, Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser zu bewerten. Sprich: Ich passe das Wording von Anfang an auf die Praxis an. Erkläre den Teilnehmenden also nicht, dass wir heute das Ertragswertverfahren und morgen das Sachwertverfahren lernen. Sondern ich versuche, bereits in der Übersicht über die Schulungstage Nutzen zu produzieren. Darüber hinaus habe ich ein sehr enges Verhältnis zu meinen Teilnehmenden. 


?️​❔​ Das bedeutet, Sie sehen die Ausbildung ganzheitlich und schulen nicht nur die Berechnung von Immobilienwerten?

Gelebte Immobilienbewertung ist ein richtiger Schritt in eine ganz andere Richtung. Viele reden von New Work – wir tun es. Wir stellen die Sachverständigen so auf, dass sie volldigital arbeiten können. Selbst die Ausbildung ist volldigital, wenn gewünscht. Das sind ganz neue Wege. Ich denke da etwa an virtuelle Besichtigungen über 3D-Modelle. Wir machen ein 1:1-Gutachtencoaching. Wir verknüpfen alle Elemente aus allen Welten. Denn der Sachverständige ist zukünftig mehr Dienstleister, als er jemals war. 


?️​❔​ Wie gehen Sie denn in der Ausbildung damit um, dass Immobilien nun einmal häufig nicht Standardobjekte sind? Wie schulen Sie die ganzen vielen Abweichungen?

Es ist beispielsweise so, dass wir uns früher anhand von Dutzenden von Tabellen zu einem Ergebnis durchgerechnet haben. Ich sage jetzt: Wenn ich einen Marktanpassungsfaktor betrachte, dann muss ich den Teilnehmenden auch beibringen, darüber nachzudenken, inwieweit das, was sie da vor sich haben, vom Normobjekt abweicht. Das sind Überlegungen wie: Habe ich ein besonders gefragtes Haus? Liegt es auf der „korrekten“ Straßenseite? Hat der Garten die richtige Lage? Ist das Haus liebevoll gepflegt worden, etwa mit nachhaltigen ökologischen Baustoffen ausgestattet? Die NHK bilden das nicht ab. Und ein Haus, das unter Verwendung ökologischer Materialien saniert wurde, ist eben gefragter als ein Haus, das nicht ökologisch ausgestattet wurde. 


?️​❔​ Das bedeutet ja eine sehr individuelle Herangehensweise an die Bewertungen. Hinzu kommt natürlich die aktuelle hohe Nachfrage auf dem Markt – wie kommen Ihre Schützlinge denn auf eine Punktlandung?

Wir sind keine Immobilienberechner, sondern Immobilienschätzer. Das beinhaltet Wertschätzung – und zwar dem Objekt gegenüber, dem Eigentümer gegenüber und dem Markt gegenüber. Von den theoretischen Vorgaben muss man sich häufig lösen. Salopp gesagt bedeutet das: 

„Du kannst alles bewerten, du musst es nur ordentlich begründen können.“ 

Das ist eins meiner Lieblingszitate meines geschätzten Kollegen Ralf Kranich. 

Ich bin ein großer Freund davon zu lernen, ordentlich zu begründen. Manche Dinge sind anders, als das bloße Rechenergebnis es darstellt. Es geht eben auch darum, den Mut zu haben, von Formeln und Meinungen abzuweichen. Man muss ja auch nicht glauben, dass der Grundstücksmarktbericht von 2021 von einer Metropole heute immer noch zutrifft. Hamburg etwa hat eine durchschnittliche Immobilienwertentwicklung von 15 % pro Jahr. Bei Daten, die ein, zwei oder vier Jahre alt sind, werden die Ergebnisse natürlich nicht richtig sein. Also müssen die angehenden Sachverständigen lernen, nicht stumpf zu rechnen.


?️​❔​ Wie lautet denn in diesem Kontext die Erfolgsformel als Sachverständiger?

Das ist die Mischung aus einem Drittel Fachwissen und zwei Dritteln Erfahrungswissen. Das Hauptproblem ist allerdings: Die wenigsten weichen von Tabellen oder der Meinung des Gutachterausschusses ab, weil sie Angst vor Haftungsproblemen haben. Nicht wissend, dass sie dadurch, dass sie die Abweichungen nicht würdigen, eher ein Problem bekommen.


?️​❔​ Wie sehen Sie denn das Marktwissen in Bezug auf die Immobilienmakler, die sich bei Ihnen in die Ausbildung begeben?

Bei den Maklern ist es im Grunde andersherum: Sie wissen, was das Objekt wert ist, denn sie kennen ihren Markt. Das ist ein Riesenvorteil. Was ich den Maklern eigentlich nur noch beibringen muss, ist, wie sie ihr „Bauchgefühl“, so man es denn so nennen möchte, mathematisch herleiten.


?️​❔​ Und wer trifft den korrekten Preis: der Sachverständige oder der Makler?

Als Sachverständige ermitteln wir den wahrscheinlichsten Kaufpreis im nächsten Kauffall. Ich würde nicht mit Maklern wetten, da werde ich immer den Kürzeren ziehen. Was ich beim Verkauf des Gutachtens generell ergänze: Ich habe Ihnen den Mindestverkaufspreis ermittelt. Alles darüber hinaus bestimmt Ihr persönliches Verhandlungsgeschick und die Zeit, die Sie für den Immobilienverkauf einplanen.


?️​❔​ Herr Beier, abschließend: Wo geht die Reise hin für die heutigen Sachverständigen?

Der Bewerter der Zukunft wird immer mehr Dienstleister sein. Wenn man sich die Studie des Justizministeriums anschaut, dann ist der Durchschnitts-Sachverständige 58 Jahre alt und macht 85.000€ Umsatz. Dafür muss ich in meinen Augen nicht das komplette wirtschaftliche Risiko tragen. 

Deshalb sehe ich mich als Dienstleister, und das, was meiner Meinung nach bei uns dazukommt, ist gelebtes Marketing. Das ist Selbstmarketing, das ist Vertrieb, das ist wirklich am Kunden sein. Wir lehren nicht nur, wie Immobilienbewertung geht, sondern auch, wie man Immobilienbewertung lebt!